Türkischer Richter nach Haft gestorben

Wir trauern um unseren Kollegen Mehmet Tosun.

Der Richter Mehmet Tosun ist am 6. März 2017 im Alter von 29 Jahren nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Sisin gestorben. Mehmet Tosun war Richter am Obersten Verwaltungsgericht der Türkei. Wie viele andere Richter und Richterinnen auch, wurde er nach dem versuchten Putsch aus dem Dienst entlassen und in Haft genommen.

Er litt an einer Autoimmunkrankheit. Nach Mitteilung seines Verteidigers, Rechtsanwalt Huseyin Aygin, wurde er in der Haft schlecht behandelt, und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich.

Mehmet Tosun hinterlässt seine Ehefrau, die er erst einen Monat vor seiner Inhaftierung geheiratet hatte. Er wurde am 7. März 2017 beerdigt.

Die Neue Richtervereinigung bedauert zutiefst, dass der türkische Staat seine Richter ohne Prozess, ohne Anklage und ohne Beweise entlässt und ins Gefängnis wirft, wenn sie ihn kritisieren und ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen. Die Türkei sagt, sie möchte Terror bekämpfen, verbreitet aber selbst Schrecken.

Ingrid Heinlein, Sprecherin der Fachgruppe Internationales der NRV: „Die Türkei ist schon lange kein Rechtsstaat mehr. Auch wenn wir hier in Deutschland meinen, kaum Einfluss auf die innertürkischen Verhältnisse nehmen zu können: Wer schweigt, macht sich mitschuldig, und wer schönredet, erst recht.”

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