08.03.1992 | Horst Häuser / Udo Hochschild
Sieben selbstkritische Thesen gegen das Beförderungswesen
und gegen unsere Teilnahme auf Dauer an diesem System
- Auch wir bedienen uns im Beförderungswesen in systemimmanenter Weise solcher Mechanismen, die wir immer abgelehnt haben.
- Auch wir reproduzieren und perpetuieren durch unsere Teilnahme am Beförderungssystem die hierarchischen Justizstrukturen, die wir eigentlich durch demokratische Strukturen ersetzen wollen.
- Auch wir zeigen durch unser Handeln keine Alternativen auf, sondern vermitteln nach außen den Eindruck, daß wir - trotz anders lautender verbaler Erklärungen - letztlich das gleiche tun wie die anderen und verspielen damit Glaubwürdigkeit.
- Auch wir verdrängen unsere eigene Korrumpierbarkeit und daß auch wir uns durch den mit Beförderungen verbundenen Machtzuwachs verändern können.
- Auch wir vergessen, daß selbst von Beförderungsämtern, die wir innehaben, Anpassungsdruck ausgeht.
- Auch wir stützen sowohl durch das "Streben nach" als auch durch das "Vergeben von" Beförderungsämtern ein System, das auf Konkurrenz und auf Entsolidarisierung der Richterinnen und Richter angelegt ist.
- Auch wir verlieren durch die Teilnahme am Beförderungswesen unser kritisches Potential und unterlaufen damit letztlich unsere eigene Justizkritik.
der Broschüre “Mitwirkung - Mitbestimmung”, NRV 1993, entnommen